Visual Basic Script wurde von Microsoft eigentlich zur Erweiterung von Webseiten entworfen. Mit dieser Sprache können Inhalte dynamisch erzeugt werden, Webseiten ein wenig interaktiver gestaltet werden. Visual Basic Script - kurz VBS - kann aber mehr, was der Loveletter-Wurm im Jahre 2000 eindrucksvoll bewies.

"Kindly check the attached LOVELETTER comming from me". Mit diesem Text kündigt sich Loveletter in einer EMail an. Im Anhang findet sich eine Datei mit dem unauffälligen Namen "LOVE-LETTER-FOR-YOU.TXT". Die zusätzliche Erweiterung ".vbs", die dem Dateinamen anhängt, wird auf den meisten Windows-Computern nicht angezeigt.

Es ist der 04.05.2000, als Loveletter zum ersten Mal zuschlägt. In den folgenden Tagen wird sich der Wurm rasant verbreiten, obwohl es sich bei Loveletter um einen EMailanhang handelt, der vom Anwender erst durch Anklicken aktiviert werden muß. In manchen Fällen reichte das bloße Betrachten der EMail, um den Wurm zu starten.
Computer, die mit Windows 98 (oder 2000) betrieben werden, sind dankbare Opfer des Wurms. Denn nur diese besitzen zu jener Zeit den so genannten Windows Scripting Host, ein Übersetzerprogramm für VBS-Programme. Aber auch Computer, welche den Internet Explorer 5 nutzen, sind anfällig für Loveletter.

Findet der Wurm sein Opfer, führt er seine zahlreichen Schadfunktionen aus. Dazu gehören Veränderungen der Systemregistrierung und das Nachladen von Programmcode. Ebenso versendet sich der Wurm selbst an alle Einträge, die er im Adressbuch von Outlook finden kann.

Ist dieser Schritt erledigt, benötigt der Wurm seinen Wirt nicht mehr. Also beginnt er damit, dessen Daten zu zerstören. Dazu sucht er sich Dateien mit den Endungen VBS, VBE, JS, JSE, CSS, WSH, SCT, HTA, MP3, MP2, JPG und JPEG und überschreibt diese mit seinem eigenen Code.

Zunächst werden an diesem 04.Mai einige Infektionen aus Asien gemeldet. Mit Beginn der Bürozeiten in Europa werden auch hier tausende Computer infiziert. Und als die Benutzer in den USA ihre Computer einschalten stürmt der Wurm auch den amerikanischen Kontinent. CNN spricht an diesem Abend bereits von Milliardenschäden. Selbst das FBI und die CIA bleiben nicht verschont.
Durch das Löschen von Bilddaten waren vor allem Verlage betroffen. Aber auch zahlreiche Großunternehmen trugen ihren Schaden davon, da durch den massenhaften Versand der Wurmemails die Systeme überlastet wurden.

Der Loveletter war mithin der erfolgreichste Wurm der Computergeschichte. Er verbreitete sich innerhalb von 24 Stunden weltweit und richtete bei vielen Unternehmen beträchtliche materielle und finanzielle Schäden an.

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